Wie entstehen Nach-Richten?
Wenn wieder einmal etwas falsch läuft in der Welt, ist es das Einfachste gleich einmal eine „Verschwörungstheorie“, in die Millionen von Journalisten verstrickt sein müssen zu diagnostizieren. Das wird immer und überall gerne gemacht, weil’s so schön einfach ist.
„Den Medien“ wird eine bestimmte politische oder gesellschaftliche Meinung und/oder Zielsetzung unterstellt und lustig darüber hergezogen… ABER: Wie entstehen redaktionelle Beiträge, die eine Menge Staub aufwirbeln, eigentlich wirklich?
Jeder Journalist, zumindest alle, die ich getroffen habe, wird sofort sehr viel Wert darauf legen, dass Nachrichten IMMER objektiv erstellt werden sollten damit sich das allfällige Publikum sich eine eigene Meinung bilden kann. Naja; wenn’s ehrlich sind schwingt, wenn sich schon keine stümperhaften NLP-Versuche ausgehen, natürlich immer auch die eigene subjektive Meinung mit. Schließlich ist es nicht so einfach ohne weiteres möglich sich selbst ganz aus der Welt herauszunehmen und von einem Standpunkt aus zu berichten, der „über den Dingen“ steht.
Natürlich trifft das auch auf die Menschen zu, die jeden Tag in den diversen großen Nachrichtenagenturen arbeiten. [zynism] Zwar sind sogar von denen nur ca. 20 ansatzweise von Staat und Regierung (über „die Wirtschaft“ erspare ich mir in einem Land in dem sogar schon von Seiten einschlägig verrufener Parteien mit Inseratenboykott gedroht wird, wenn die veröffentlichte Meinung in einer Tageszeitung EINMAL nicht „passt“, jedes Statement) unabhängig, aber im Großen und Ganzen können wir davon ausgehen, dass dort nicht mit Absicht Fakten und sei es nur zum Selbstzweck von bestimmten Redakteuren, manipuliet werden. [/zynism]
De facto wird in einer Redaktion einer Tageszeitung (natürlich auch beim ORF) relativ wenig, was über regionale Berichterstattung (Freibier am Speckhof in Hintertuxing oder Brückeneröffnung über die Sattnitz) hinausgeht, im ersten Moment, selbst recherchiert. Ganz klar; schließlich kann sich niemand in jedem Kaff einen eigenen Redakteur leisten, der nur darauf wartet, dass ein Komet neben ihm in den Boden einschlägt. Es wird also erst einmal von der oder den jeweiligen Agentur oder Agenturen des Vertrauens abgeschrieben.
Besonders schlimm ist so etwas bei Tageszeitungen und Nachrichtensendungen. Da ein fixer Druck- oder Veröffentlichungstermin eingehalten werden muss, jeder der Erste sein will und der vorhandene Platz eben gefüllt gehört, wird im Zweifel auch einfach einmal irgendwas dazuerfunden oder vom nächstbesten NGO-Lobbyisten abgeschrieben (wenn zufällig jemand in Vertretung eines Medienunternehmens hier reinschauen sollte, in dem das noch NIE passiert ist, bitte ich den ersten Stein zu werfen).
Das kann mitunter auch so gut erfunden sein, dass es die Auflage ankurbelt, was dann im Extremfall dazu führt, dass andere Zeitungen einfach davon abschreiben oder auch selber irgendwie krankhaft Fragen in eine ähnliche Richtung aufwerfen beginnen. Ein bißchen Glück gehört also auch dazu und:
Fertig ist ein nettes Skandälchen (oder eine tolle Massenpanik)!
Dementieren, (ver-)klagen und über die bösen Medien schimpfen hilft dann leider nicht, weil:
a.) das so nur noch alles zusammen viel mysteriöser wird, da offensichtlich etwas zu verbergen ist und
b.) auf jeden Fall irgendetwas „hängen bleiben“ wird.
Also was tun in so einem Fall? Aussitzen ist verlockend, aber wenig ansprechend auf Dauer für die eigenen Anspruchsgruppen (Wähler, Aktionäre, Mama, etc.), Ablenken bestätigt eher Punkt a.
Es muss also erklärt werden. Vertrauen zurückgewonnen und ein Haufen Hände geschüttelt werden. Klingt lästig, Zeit- und Kostenintensiv, aber hilft leider nix.
Tags: Nachrichten, Nachrichtenagenturen, Skandal