Grün(d)e zum Nichtwählen
Lange hat es gedauert, aber nach reiflichem Überlegen habe ich mich jetzt doch dazu durchgerungen, ein paar Worte zum, meiner Meinung nach skandalösen, Auftritt von Alexander Van der Bellen in der ZiB am Montag bei Armin Wolf, zu schreiben.
Mit Bedauern mußte ich feststellen, dass inzwischen anscheinend statt von „Grünen Kernthemen“ eher von Wunschvorstellungen die Rede ist und nicht deutsch sprechende Wirtschaftsökonomen mit teilweise intergrationsunwilligen Gangs in unseren „Großstädten“ gleichgesetzt werden (wobei ich natürlich ‚mal die Frage außen vorlasse, wer über die Jahre mehr Schaden in Österreich angerichtet hat).
Wie weit kann eigentlich jemand von der Situation auf der Straße entfernt sein, der in Österreich Politik machen darf? „Grüne“ noch dazu?
Mit solchen Aussagen verharmlost er ja geradezu die wirklich schreckliche Integrations- und Zuwanderungspolitik der letzten Jahre (und Jahrzehnte)! „Wenn’s auf der Uni geht, dann ist’s sicher sonst auch kein Problem“ ist schon ein seeeehr einfacher, ich meine im Sinne von „naiver“, Standpunkt. Jemand, der herkommt, weil er (angeblich) unbedingt gebraucht wird, toll bezahlt wird und einen gewissen Bildungsgrad besitzt (der natürlich auch nicht vor Torheit schützt), wird sich sicher leichter tun in einem anderen Land, als jemand, der herkommt, damit es ihm irgendwie besser geht als zu Hause.
Wie auch immer. Ist halt auch eine Meinung die, wenn schon nicht gewählt, zumindest respektiert gehört. Anders ist es da aber mit der Weigerung vor der Wahl konkrete Bedingungen für eine mögliche Koalition danach zu formulieren. „Von der Bewegung zur Partei“ war einmal der Titel eines Seminars der Grünen Bildungswerkstätte. Anscheinend geht das ja inzwischen mit gewaltigen Schritten in diese Richtung. Ich meine: Wie tief muß jemand sinken, damit eine „Anbiederung“ von vornherein nicht ausgeschlossen werden kann?
„Sie werden mich nicht dazu bringen, vor laufender Kamera einem möglichen Partner Bedingungen zu diktieren… Ich finde, das ist schlechter Stil.“
Geht’s noch? Auf jeden Fall ist es unglaubwürdig und unprofessionell der Masse der Wähler in Österreich gegenüber. Das heißt jetzt doch: Wir düfen Grün wählen, wenn wir wollen, aber wenn der ÖVP oder der SPÖ vielleicht ein Punkt, der für uns wichtig erscheint im Grünen Programm, nicht gefällt, dann gibt’s trotzdem eine Koalition mit den Grünen, weil die nichts „diktieren“ wollen? Fix ist nur die „Professoren-zusammenführung“ für Professoren, die hier Freunde haben?
Wenigstens war er so schlau und schien sich keine Hoffnungen auf einen Erdrutschsieg der Grünen zu machen. Deshalb würden die Grünen auch gerne ihre Hilfe bei der „Energiewende“ anbieten… wie diese aussehen könnte, kann ich mir schon bildlich vorstellen: weil Steueranreize und Subventionen vom Finanzminister nicht abgesegnet werden Benzin auf €10,-/l erhöhen. Na danke!
arg, arg… in jedem Fall bin ich sehr enttäuscht. Wahlerfolg vor Gewissen und Rückgrat. Ein tiefer Sturz. Tut mir leid, wenn ich jetzt den einen oder anderen engagierten Grünen vor den Kopf gestoßen habe, aber was z.Z. in dieser, eben jetzt „Partei“ vor sich geht, das finde ich weder basisdemokratisch noch Grün. Meine Wahlentscheidung steht auf jeden Fall auch weiterhin nicht fest… vielleicht kommt ja eine Sternstunde bei den Sommergesprächen. Ich hoffe es echt; sonst wird’s entweder eine Prostestpartei oder ein großes X über den Wahlzettel bei mir dieses Jahr.